Editorial

  • Harald Piroon
Schlüsselwörter: Editorial

Zusammenfassung

Liebe Leserinnen, Liebe Leser, diese Ausgabe setzt sich aus Artikeln zusammen, die aus Vorträgen verschiedener Tagungen hervorgingen, und solchen, die – passend und ergänzend zur Thematik der bereits vorliegenden – bei bekannten Autoren angefragt wurden. Das übergreifende Thema, das sich bald abzeichnete, war Meditation und Yoga im therapeutischen Kontext. Renaud van Quekelberghe eröffnet diese Ausgabe mit einem konzeptuellen Vorschlag zur Integration spiritueller, vor allem meditativ erfahrbarer Dimensionen über das Stilmittel der Metapher. Anhand von Beispielen aus bekannten Therapieschulen und spirituellen Traditionen macht er die Bedeutsamkeit von Metaphern als Träger transpersonaler Erfahrung deutlich. Es ergeben sich Möglichkeiten zur Gestaltung einer spirituell orientierten Psychotherapie, die essenzielle, heilsame Potenziale des menschlichen Bewusstseins nutzt, ohne sich dabei in eine theoretische Schulendiskussion zu verstricken oder in einer Tradition festzulegen. Kurt Gemsener bearbeitet das Thema Trauma und Traumatherapie von einer ganzheitlichen, systemischen Sichtweise aus, die er mit der integralen Psychologie Wilbers verbindet. Die vier Quadranten dienen ihm dabei als Orientierung, um den verschiedenen Ebenen eines Traumas gerecht zu werden. Er untersucht Phänomene, die mit den Folgen eines Traumas zusammenhängen, wie Stimmenhören, Wahn, Täter- und Opferrollen, im Kontext von Kultur und Gesellschaft und stößt dabei auf eine unumstößliche Erkenntnis. Weiterhin arbeitet er die Notwendigkeit und Ansatzmöglichkeiten heraus, das heilsame Potenzial von Meditation und Achtsamkeit im Rahmen einer Traumatherapie zu nutzen. Inwieweit und mit welcher Zielsetzung die meditativen Wege der dem Hinduismus zugeordneten Yoga- und Advaita-Lehre in einem therapeutischen Kontext integriert werden können, beleuchten die beiden Artikel von Holger Lüttich und Theo Fehr. Holger Lüttich befasst sich speziell mit dem Kontext der Suchttherapie. Er vergleicht die 12 Schritte der Anonymen Alkoholiker mit den Yoga-Sutren des Patanjali und findet in letzteren, vor allem in den Instruktionen zu Yama und Niyama, sehr hilfreiche Ansätze zur Umsetzung der 12 Schritte in die Praxis. Abschließend erwähnt er einige Studien, die belegen, dass sich Yoga in der Suchttherapie bewährt hat. Theo Fehr untersucht die Advaita-Lehre, wie sie durch Shankara bekannt wurde, bietet einen tiefen Einblick in das Bewusstseinsmodell dieser Lehre und stellt den Wert und gesundheitlichen Nutzen der nondualistischen Meditation in therapeutischen Kontexten anhand etlicher Studien heraus. Ein zweiter Teil zur Gegenüberstellung von objektlosen und objektgebundenen Meditationsarten sowie Implikationen für die Psychotherapie ist für eine spätere Ausgabe vorgesehen. Abschließend präsentiert Ulrich Ott einen Überblick zum Stand der aktuellen Meditationsforschung. Dabei weist er auch auf die Schwachstellen der Transpersonalen Psychologie hin, die vor allem in einer mangelnden Konkretisierung und Empirie bestehen, betont aber den Wert und Nutzen einer gegenseitigen Bereicherung von empirischer Meditationsforschung und Transpersonaler Psychologie. Ich hoffe, dass ich mit dieser Zusammenstellung eine gelungene Mischung von Theorie, Praxis und Empirie gefunden habe, und wünsche Ihnen beim Lesen wertvolle Anregungen und Impulse.

Harald Piron

Veröffentlicht
2008-07-30