„Mitgefühl ist unser Auftrag“ Implementierung eines Achtsamkeits- und Mitgefühlstrainings in einem Palliativzentrum

Eine qualitative Studie

  • Claudia Lorena Orellana-Rios
  • Andreas Anton
  • Lukas Radbruch
  • Stefan Schmidt
Schlüsselwörter: Achtsamkeit, Mitgefühl, palliative care, qualitative Studie, Burnout, self-care

Zusammenfassung

Eine wachsende Anzahl an Studien zeigt, dass achtsamkeitsbasierte Programme sich als vorteilhaft in der Förderung des psychischen Wohlbefindens von Krankenhausmitarbeitenden erweisen. Bei den gängigen Achtsamkeitskursen werden in der Regel jedoch nur wenige Bemühungen unternommen, den Transfer des Erlernten in den Arbeitsalltag zu gewährleisten. Mit dem Ziel, ein Achtsamkeitsprogramm zu entwickeln, das auf die Bedürfnisse von Mitarbeitenden im Krankenhaus ausgerichtet ist, wurde ein zehnwöchiges Programm konzipiert und evaluiert. Der Kurs bestand aus einem Einführungstag und neun Praxistagen, an denen ein Meditationslehrer direkt im Krankenhaus die Kursinhalte vermittelte. Die Fortbildung umfasste Achtsamkeits- und Mitgefühlspraktiken (Metta- und Tonglen-Meditation). An der Studie nahmen 28 Mitarbeitende eines Palliativzentrums teil. Die vorliegende qualitative Studie untersuchte die Einbettung des Kurses in die subjektiven Perspektiven der Teilnehmenden. Es wurden halbstrukturierte Interviews mit allen Teilnehmenden durchgeführt und mit einem rekonstruktiven Analyseverfahren, analysiert. Obgleich der Kurs bei den Teilnehmenden auf positive Resonanz stieß, war es den Mitarbeitenden ein starkes Bedürfnis, sich als sehr achtsame und mitfühlende Mitarbeitende zu positionieren. Teilweise grenzten sie sich von den Inhalten des Kurses ab. Es muss jedoch angemerkt werden, dass die Mitarbeitenden Mitgefühl als Synonym für Empathie verstehen. Achtsamkeitsprogramme für Krankenhausmitarbeitende sollten die Kontextbedingungen des jeweiligen Teams sowie auch die ethische Verwurzelung von Achtsamkeits- und Mitgefühlspraktiken berücksichtigen.

Autor/innen-Biografien

Claudia Lorena Orellana-Rios

Claudia Orellana-Rios, Dr., arbeitet als Psychologin an der Asklepios Klinik in Triberg. Sie studierte Psychologie in Freiburg und promovierte an der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder) zum Thema Achtsamkeit, Selbstfürsorge und Mitgefühl. Sie untersuchte im Rahmen ihrer Promotion die gesundheitsfördernde Wirkung von Achtsamkeitsverfahren bei Mitarbeitenden im palliativen Bereich und bei Pflegenden in der Onkologie. Während dieser Zeit arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Palliativmedizin in Freiburg und hielt Lehrveranstaltungen zum Thema qualitative Forschung im Masterstudiengang Palliative Care. Sie hat eine Ausbildung als personenzentrierte Beraterin und Traumatherapeutin. Publikationsverzeichnis unter: https://www.researchgate.net/profile/Claudia-Orellana-Rios

Andreas Anton

Andreas Anton, Dr., ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte sind: kultur- und sozialwissenschaftliche Aspekte der SETI-Forschung (Exosoziologie), soziologische Analysen von Verschwörungstheorien und Fragen nach dem gesellschaftlichen Umgang mit außergewöhnlichen Erfahrungen. Letzte Buchveröffentlichung (gemeinsam mit Alan Schink): Der Kampf um die Wahrheit: Verschwörungstheorien zwischen Fake, Fiktion und Fakten (München: Komplett Media, 2021).

Lukas Radbruch

Lukas Radbruch, Prof. Dr. med., ist Direktor der Klinik für Palliativmedizin am Universitätsklinikum Bonn und Leiter des Zentrums für Palliativmedizin am Helios Krankenhaus Bonn/Rhein-Sieg. Er ist Vorsitzender der International Association for Hospice and Palliative Care. Seit 2019 ist er Mitglied der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Symptomerfassung, Opioidtherapie und ethischen Fragestellungen in der Palliativmedizin.

Stefan Schmidt

Stefan Schmidt, Prof. Dr. phil., Dipl. Psych., studierte in Konstanz und Freiburg Psychologie und promovierte 2002. 2009 erhielt er einen Ruf auf eine Stiftungsprofessur nach Utrecht, 2010–2016 war er Juniorprofessor für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Er hat eine Ausbildung als systemischer Berater und systemischer Supervisor. Seit 2018 ist Stefan Schmidt Stiftungsprofessor für systemische Familientherapie an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Freiburg. Er leitet dort das Systemische Ausbildungsinstitut (SI) und die Sektion Systemische Gesundheitsforschung. Seine Forschungsschwerpunkte sind achtsamkeitsbasierte Programme, Meditation, Placebo und systemische Familientherapie. Publikationsverzeichnis unter: https://prof-stefan-schmidt.info/?page_id=89

Veröffentlicht
2022-12-06