Spirituelle und meditationsinduzierte Krisen

Etablierung eines neuen Beratungsschwerpunktes am IGPP

  • Liane Hofmann
  • Ulrich Ott
Schlüsselwörter: Spiritualität, Meditation, Krisen, Beratung, spirituelle Kompetenzen

Zusammenfassung

Psychospirituelle und bewusstseinsmodulierende Praktiken, vornehmlich Meditation, erfreuen sich in den westlichen Gesellschaften zunehmender Beliebtheit. Dabei werden derartige Praktiken unter einem breiten Spektrum an sowohl säkularen als auch spirituellen Zielsetzungen eingesetzt. Die wachstumsfördernden und salutogenen Wirkungen von Meditationspraktiken sind durch empirische Forschung gut belegt. Während der Fokus der Forschung lange Zeit nahezu ausschließlich auf den positiven Wirkungen solcher Praktiken lag, wächst allmählich das Bewusstsein, dass diese nicht unter allen Kontextbedingungen und für jeden förderlich sind. Krisen und Probleme dieser Art wurden bereits in den 1980er und 1990er Jahren unter der Bezeichnung „spirituelle Krisen“ diskutiert. In jüngerer Zeit hat die Thematik unter Fokussierung auf die Meditationspraxis unter dem Begriff „unerwünschte Wirkungen von Meditation“ erneutes Forschungsinteresse geweckt. Auf Grundlage eines Sammelbandes zum Thema Spiritualität und spirituelle Krisen sowie einer empirischen Studie zu den unerwünschten Wirkungen von Meditation wurden von den Autoren des Beitrags und Kollegen wesentliche theoretische, praxisorientierte therapeutisch-beraterische sowie empirische Grundlagen rund um den Themenkreis „spirituelle und meditationsinduzierte Krisen“ erarbeitet. In einem weiteren Schritt galt es, den Transfer der gewonnenen Erkenntnisse in die therapeutisch-beraterische Praxis voranzutreiben, um hierdurch zu einer Verbesserung des Versorgungsangebotes für Betroffene beizutragen. Zu diesem Zweck wurde am Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene ein neuer Beratungsschwerpunkt „Spirituelle und meditationsinduzierte Krisen“ eingerichtet. Der Beitrag gibt einen Überblick über die Zielsetzungen dieses Beratungsangebotes, beschreibt typische Anliegen, mit denen sich Ratsuchende an uns wenden, sowie das konkrete Vorgehen in der Beratungsarbeit. Abschließend werden einige exemplarische Beratungsfälle vorgestellt.

Autor/innen-Biografien

Liane Hofmann

Liane Hofmann, Dr. phil., ist Diplom-Psychologin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg im Breisgau. Ihre Arbeitsschwerpunkte betreffen die Möglichkeiten der Einbeziehung der spirituellen und religiösen Dimension in die klinisch-psychotherapeutische Praxis, klinisch-therapeutische Fragestellungen im Zusammenhang mit spirituellen und meditationsinduzierten Krisen sowie Spiritualität und Religiosität in der psychoonkologischen und palliativen Versorgung. Tätigkeit in der Beratung des IGPP mit dem Schwerpunkt „Spirituelle und meditationsinduzierte Krisen“. Aus- und Weiterbildungen in verschiedenen psychotherapeutischen, körperorientierten und achtsamkeitsbasierten Verfahren. Herausgeberin des Buches Spiritualität und spirituelle Krisen: Handbuch zu Theorie, Forschung und Praxis.

Ulrich Ott

Ulrich Ott, Dr. phil. nat., ist Diplom-Psychologe und seit 2005 am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg im Breisgau angestellt. Von dort ist er an das Bender Institute of Neuroimaging der Justus-Liebig-Universität Gießen abgeordnet, wo er die Arbeitsgruppe „Veränderte Bewusstseinszustände – Meditationsforschung“ leitet. Im Zentrum seiner Forschung stehen die Wirkungen von Meditation und Yoga auf das Gehirn und die Psyche, die er mittels Magnetresonanztomographie, EEG, Fragebogen und Interviews untersucht. Von ihm sind mehrere Sachbücher zum Thema Meditation, Yoga, Atemtechniken und Spiritualität erschienen.

Veröffentlicht
2025-01-13