Vom Aufbruch in eine Kultur des humanen Werdens

  • Wilfried Belschner
Schlüsselwörter: Würde, Gesundheitssystem, Werdens-System, Existentielle Grundsituationen, Gemeinwohl, Postwachstumsökonomie, Bewusstseinsbildung

Zusammenfassung

Der Beitrag setzt sich kritisch mit dem derzeitigen Gesundheitssystem und seiner Pervertierung zur „boomenden Gesundheitswirtschaft“ auseinander. Indem das ehemalige „Gesundheitswesen“ vor gut 2 Jahrzehnten neu ausgerichtet wurde im Sinne der industriellen Warenproduktion und die Behandlung von Menschen in einer kritischen Lebenssituation deshalb folgerichtig den ökonomischen (Gewinn-)Kalkülen unterworfen wurde, entstand ein politisch gefördertes gesellschaftliches System, das nicht mehr am Menschsein und seiner würdevollen Entfaltung („Werden“) orientiert ist, sondern an der Produktion von möglichst viel „Krankheit“ und „Gesundheit“ als Waren. Der Mensch wird im „somatomedizinischen Modell“ als Materie aufgefasst und entsprechend behandelt. In einem solchen System „fühlen“ sich Menschen jedoch nicht wohl, nicht „ganz“ wahrgenommen. Das System „Gesundheitswirtschaft“ produziert somit unentwegt und unausweichlich („chronisch“) Leiden, das dann wiederum im Sinne der Warenlogik in das System als „Krankheit“ eingespeist wird und zum Vorwand für weitere diagnostische und therapeutische Dienstleistungen mit Profitchancen wird. - Auf dieser Folie entwickelt der Autor den Vorschlag für ein neues gesellschaftliches System, das „Werdens-System“, mit (zurzeit) 5 Leitideen: (1) „Werden“ i.S. der Entfaltung des einzigartigen humanen Potenzials, (2) vorrangige Befassung mit „Existentiellen Grundsituationen“ anstelle der Erfindung von „Krankheiten“, (3) Ausrichtung auf das Gemeinwohl, (4) Ausrichtung auf eine Postwachstumsökonomie, (5) die Notwendigkeit der Bewusstseinsbildung. Die professionelle Tätigkeit der Werdens-Begleitung (W-B) erfährt die unverzichtbare theoretische Fundierung in einem neuen kulturellen, am Humanum, d.h. prioritär an der Würde des Menschen orientierten gesellschaftlichen System, dem Werdens-System, um den Sirenenklängen der „Gesundheitswirtschaft“ nicht zu verfallen und (ungewollt) zur Zementierung des derzeitigen gesellschaftlichen Systems beizutragen.

Autor/innen-Biografie

Wilfried Belschner

Prof. Dr., Dipl.-Psych., *1941, seit 1974 Professor für Psychologie an der Univ. Oldenburg, Lehr- und Forschungsgebiete: Psychologie des Bewusstseins, Gesundheitspsychologie, Public Health; Initiator des Deutschen Kollegiums für Transpersonale Psychologie und Psychotherapie (DKTP, heute: Gesellschaft für Bewusstseinswissenschaften, GBB) und der Kooperative Werden, wiss. Leiter der Weiterbildung Existentielles Qigong.  www.kooperative-werden.de

Veröffentlicht
2019-07-29