Wissenschaft und Zen
Zusammenfassung
Wissenschaft ist in der hier gebrauchten Definition ein methodisches Vorgehen, um Erkenntnis über unsere natürliche Umwelt zu gewinnen, das geprägt ist von der gleichzeitigen Anwendung radikaler Offenheit und Skepsis gegenüber Meinungen und Vorurteilen. Sie hat sich über Jahrhunderte über methodische Absicherungen gegen Irrtum zu einem mächtigen Instrument entwickelt. Gleichzeitig beschränkt sie sich auf einen Zugang von außen. Zen – hier stellvertretend für andere spirituelle Traditionen gewählt – geht mit der gleichen Haltung vor und wendet sich nach innen. Insofern sind der äußere Erfahrungszugang der Wissenschaft und der innere des Zen komplementäre Zugänge, die sich gut vertragen. Allerdings haben wir keinen verbindlichen Konsens über die Methodologie der Innenerfahrung gefunden. Es gibt Vorgänger in der Geschichte der Wissenschaft, aber bislang ist der Innenzugang zu Erkenntnis wissenchaftlich vernachlässigt. Vielleicht sollte unter dem Stichwort „Kultur des Bewusstseins“, also einer systematischen Kultivierung des Bewusstseins als Forschungsinstrument, ein erster Schritt getan werden. Das würde vielleicht die Wissenschaft effektiver und die spirituellen Traditionen wissenschaftlich solider machen.